Utopien des Augenblicks
: Stille
Stille
Wie unterschiedlich die Wahrnehmung und ihr sprachlicher Ausdruck bei einem vergleichsweisen einfachen Phänomen wie „Stille“ sind, zeigen die vier Texte von Tomas Tranströmer, Guiseppe Ungaretti, Octavio Paz und Billy Collins. Der Begriff Stille (oder Umschreibungen davon) taucht auch in den übrigen Texten auf.
Poetische Utopien
Poetische Texte schaffen, wenn sie wirklich poetisch, also in des Wortes Ur-Bedeutung „erschaffend“ sind, durch ihr Suchen und Tasten am Rande der erfahrbaren Wirklichkeit und darüber hinaus, neue nicht-wirkliche Orte und sind damit Utopien in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes.
Übersetzung von Gedichten
Alle Gedichte der : Stille sind Übersetzungen, die zusammen mit vielen weiteren Gedichten demnächst, der Band ist fertig für den Druck, in einer mehrsprachigen Anthologie mit dem Titel „Utopien des Augenblicks“ erscheinen wird.
Ein Gedicht in Übersetzung oder im Original zu lesen ist fundamental unterschiedlich.
Das Original lässt im Normalfall verschiedene Interpretationen innerhalb seines kulturellen Kontexts zu. Die Erkenntnis dieser verschiedenen Deutungsmöglichkeiten verändert das Gedicht in seiner Form nicht.
Übersetzungen sind ebenfalls Interpretationen; allerdings muss der Übersetzer sich gewöhnlich für eine Möglichkeit entscheiden, anders als der Leser des Originals, der alle interpretativen Möglichkeiten unausformuliert lassen und das Gedicht quasi als Summe seiner vielfältigen Bedeutungen, Beziehungen etc. verstehen kann, ohne irgendetwas davon verbal konkretisieren zu müssen.
Die Übersetzung ist eine Weiterleitung des Gedichts in andere Sprachen und Kontexte. Zwei (oder auch mehr) Sprachen kommunizieren hier miteinander. Wieder hat das Original eine Anzahl möglicher Interpretationen, die auf dem Wege der Übersetzung. Der Übersetzer muss sich entscheiden, welche davon er an den Empfänger weitergeben will.
Wir können diesen Prozess so verstehen, als sei er die Fortsetzung des Vorgangs beim Lesen eines Gedichtes in der Ursprungssprache. Wir können nicht mehr die Summe des Gefühlten, intuitiv oder vielleicht naiv Verstandenen oder manchmal auch im Nebelhaften Bleibenden weiterleiten, weil wir dazu eine zweite Ebene, eine Ebene der Beschreibung benötigen würden.
Stattdessen müssen wir eine Entscheidung treffen.
Wie unsere Interpretation, die Übersetzung nämlich, aussieht, wird in dem Augenblick konkret, da wir sie zu Papier bringen. Die Übersetzung ist eine Entscheidung. Damit ist sie natürlich auch anfechtbar und liefert neuen Möglichkeiten der Interpretation.